13. Juni 2017

Sweden Rock Festival

Schon seit letztem Herbst spricht mein Gastvater von ihm, dem grössten Rock Festival ganz Schwedens, für welches anscheinend extra Leute aus ganz Europa anreisen. In mir fand mein Gastvater Ronnie eine Verbündete im Kampf gegen die anderen Familienmitglieder in Sache Musik. Während meine Gastmutter in Richtung schwedischer Schlager geht und Linn sowieso nur die Hitparade rauf und runter hört, kam mein Musikgeschmack seinem am nächsten. Obwohl es jetzt nicht wirklich die Musik ist, die ich in meiner Freizeit höre, habe ich nichts gegen Rock und diskutiere immer gern mit Ronnie über irgendwelche Bands. Als wir dann noch herausgefunden haben, dass Gotthard, die einzige Schweizer Band, die man vielleicht im Ausland noch kennen könnte, ebenfalls ans Festival dieses Jahr kommt, wuchs auch die Idee in mir, dass ich das auf keinen Fall verpassen kann. Die Ironie, dass eine Schweizerin während ihrem Auslandaufenthalt eine bekannte Schweizer Band hören geht, ist mir dabei nicht entgangen.

Da meine Gasteltern sowieso für den Fussballverein der Kinder beim Sweden Rock eine Schicht übernehmen mussten und deshalb zwei Viertagespässe bekamen, war es für mich finanziell überhaupt möglich dahin zu gehen. Übernachten konnte ich bei unserem Sommerhaus, das direkt am Meer liegt. 

http://www.swedenrock.com/en/st%C3%A4mningsbilder
Es gab vier verschiedene Bühnen, wo mehrere Auftritte per Tag waren, man konnte also immer irgendwo etwas hören. Die Mehrheit der Besucher war schwarz bekleidet, mit Totenköpfen und Tattoos und ich habe mit vielen darüber diskutiert, wieso das wohl so ist. Meine Theorie ist, dass sie einmal im Jahr von ihren langweiligen Jobs flüchten können, deshalb mal sich entfalten können und gleichzeitig in eine andere Welt und somit eine andere Rolle schlüpfen. Ich fühlte mich mit meinem blauen Kapuzenpulli schon beinahe wie ein Eindringling, aber dafür hatte ich nicht kalt. 
Was ich das Faszinierendste und gleichzeitig Tollste fand, war die Offenheit und Freundlichkeit von allen. Man konnte ohne Problem ein Gespräch mit einer random Person anfangen über ein random Thema. Man kommt vielleicht wegen einem Tshirt-Aufdruck, einer Frisur oder was auch immer ins Gespräch und hat einfach eine gute Zeit. 


Zwei Jungs aus meiner Theatergruppe gehen schon seit Jahren immer ans Festival und so kam es ganz gelegen, dass sie ihm auch dieses Jahr treu geblieben sind. Sie zelteten im Garten eines Sommerhauses, welches einem Freund gehörte, der auch dabei war. Das war sehr praktisch, da man so immer zwischendurch wieder dorthin zum Ausruhen begeben konnte. Irgendwie war seine ganze Familie da und so bewirtete seine Mutter uns mit frischen Früchten und anderem. Wenn man in den Kühlschrank schaute, traf man nur Alkohol an. 

Aber ohne Alkohol kann man sich das Sweden Rock überhaupt nicht vorstellen, im Gegenteil. Da er im Festgelände richtig teuer war, kamen einfach schon betrunken rein. Das bringt natürlich auch unangenehmen Personen mit sich, denen man am besten aus dem Weg geht. Ich war sehr froh, dass ich mit einigen Jungs unterwegs waren, die ein bisschen die Grosse-Brüder-Rolle übernommen haben und auf mich aufgepasst haben. 


Und so verbringt man da die ganzen vier Tage, trifft neue Leute, hört Musik, gönnt sich etwas Ungesundes und Überteuertes auf dem Festgelände. Mein absolutes Highlight war natürlich der Auftritt von Gotthard. Da musste ich natürlich ganz vorne bei der Bühne stehen, ich habe sie in der Schweiz noch nie live gesehen.


wer kennt sie? ;)
Da ihr Leadsänger Steve Lee vor einigen Jahren verstorben ist, haben sie nun einen neuen. Aber sie haben den alten sehr stilvoll geehrt indem sie sein bekanntestes Lied spielen, mit ihm als Sänger und ihn hinten auf einer Leinwand eingeblendet haben. Ich hatte so gut wie keine Stimme mehr nach ihrem Auftritt.


Andere bekannte Bands wie Aerosmith, Infalmes oder sogar Scorpions, die ihren berühmten Song "Wind of Change" zum Besten gaben, spielten als Headliners an Abenden.


Wieder eines der besten Erlebnissen in Schweden, wegen dem Event, aber vor allem wegen den Leuten, mit denen ich da war. Auch wenn es wie gesagt nicht genau mein Musikgeschmack ist, kommt man so eine tolle Stimmung rein wegen all den anderen und ich mochte die Musik dann wirklich. Gerne wieder!

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