28. Februar 2017

Doof gelaufen. Oder wohl eher gefahren.

Gerade berichtete ich noch, wie ich mit Aimée ins Krankenhaus gefahren bin und 48 Stunden später, besuche ich schon wieder die Notaufnahme, diesmal Jönköping, diesmal in eigener Sache. Am Donnerstag fuhren wir als Familie nach Hestra zum Skifahren. Ich bin schon länger nicht mehr auf Ski gestanden und fuhr unter diesen Voraussetzungen trotzdem sehr gut. Ich kam schnell wieder in den Rhythmus und raste mit meiner Gastschwester die Piste runter. Dann, bei einer steilen Talfahrt passierte es. Ich wollte schwungvoll runter und verdrehte mir dabei das Knie. Meine Gastfamilie wartete unter auf mich und ich musste sie dann anrufen, dass ich es nicht schaffen würde, aus eigener Kraft runterzukommen. Am Abend besuchte ich dann die Notaufnahme in Jönköping - da wir auf dem Weg zu Freunden in Norrköping unterwegs waren. Nach längerem Warten wurde mein Knie dann schliesslich untersucht und eine Kreuzbandverletzung diagnostiziert. Obwohl meine Gastmutter dabei war und wir versuchten, dem Arzt zu folgen, sind wir uns nicht sicher, ob er nun gesagt hat, es nur leicht angerissen sei oder doch schlimmer. Er erwähnte sogar eine Operation, welche jedoch nicht akut sei und da bekam ich dann schon ziemlich Angst, dass es etwas sei, das mich länger begleiten würde. Nun müssen wir abwarten, bis wir einen Termin im Krankenhaus in Karlshamn bekommen. In Schweden wartet man teilweise ziemlich lange auf so einen. Mich nervt einfach diese Ungewissheit. Im Ausland verletzt zu sein, ist nicht gerade toll.

Die kommende Tage verbrachten wir in Norrköping (4-5 Autostunden nördlich) bei Freunden der Familie. Zu vierzehnt unter einem Dach hatten wir es wirklich sehr gut. Wir genossen das Grossstadtleben sehr und nutzen die vielen Möglichkeiten, die sich da boten.
Eigentlich hatte ich am vergangenen Wochenende geplant, Elsa zu besuchen, aber das konnte ich natürlich dann gleich wieder vergessen. Wenn nichts dazwischen kommt, hole ich es nächstes Wochenende nach.

Nun humple ich auf Krücken seit einigen Tagen, was ziemlich unangenehm ist. Ich muss ständig meine Mitmenschen um Hilfe bitten. Für die kleinsten Sachen und ich fühle mich so hilflos. Am ersten Tag in der Schule wurde ich gleich mal von allen gefragt, was passiert sei und so weiter. Die Treppen und Essensausgabe machen mir zu schaffen. Ich kann im Moment nicht mit dem Fahrrad zur Schule und muss immer gefahren werden - richtig einschränkend. Aber es gibt ja viel schlimmere Dinge auf der Welt und deshalb möchte ich mich auch nicht zu fest beklagen. Ich versuche es zumindest. Dieser Austausch stellt mich vor Herausforderungen und das ist jetzt auch wieder so eine. Sobald ich denke, dass ich etwas gemeistert habe, kommt der Austausch mit einem neuen Hindernis.

22. Februar 2017

Sävsjö und Ohnmacht

Die Ferien haben begonnen und somit auch der Spass. Gleich nach der Schule bin ich zu Sofia (der anderen Schweizerin) nach Sävsjö gefahren. Sie wohnt sehr abgelegen im Wald mit Kühen - richtig schwedisch. Unsere Wiedervereinigung feierten wir mit selbstgemachtem Lindt-Mousse, Rivella, das sie geschickt bekam und einem frisch gebackenen Zopf, der ihre Gastmutter leider einfach in einen Plastiksack am Abend packte, worüber wir uns am nächsten Morgen ziemlich aufgeregt haben. Dazu hörten wir natürlich noch Schweizer Klassiker wie "Ewigi Liebi" und "W.Nuss vo Bümpliz".


Am Tag darauf machten wir uns auf zu einem AFS-Event mit Aktivitäten und Übernachtung. Dieser wurde als Schulprojekt von einer ehemaligen Austauschschülerin organisiert, die letzten Sommer von New Jersey zurückkam. Und zwar begannen wir mit Bodaborg.Das und ist eine Freizeitattraktion für Freunde und auch Familien, die es ein bisschen überall in Schweden gibt. Es gibt verschiedene Schwierigkeitsstufen in unterschiedlichen Räumen. Man kommt einfach in einen Raum und muss heraus finden, was die Aufgabe ist. Wenn man es schafft, geht es weiter in einen nächsten Raum, wo man dann erneut irgendwas herausfinden muss. Scheitert man, muss man nochmals anfangen vom Beginn. Die Aufgaben können Hirn, Geschicklichkeit oder auch Muskeln beanspruchen. Es ist also für jeden was dabei und man muss sehr gut als Team funktionieren. Aber das Schwierige war, darauf zu kommen, was man machen muss. Nach einer Stunde hatten wir noch immer keine Quest geschafft und die Frustration wuchs und wuchs. Zum Glück half uns danach Elsa, das schwedische Mädchen, denn sie war schon öfters da.
Am Abend buken wir schwedischer "Kladdkakan" und "Chokladbollar" und hatten einfach eine sehr gute Zeit. 


Wie richtige Touristen standen wir am nächsten Tag am Zaun des Elchgeheges, ausgerüstet mit unseren Handys und schossen Unmengen Fotos. Ich habe zwar im Herbst schonmal drei Elche gesehen als ich beim Eindunkeln Rad fuhr, aber jetzt endlich mal von Nahem und halt so richtig. Wir konnten sie sogar streicheln und ich habe genau dann entschieden, dass ich ein neues Lieblingstier habe. Aber die Rentiere waren auch sehr liebenswert. Die anderen haben anschliessend noch Elchwurst gebraten, worauf ich dankend verzichtete.



High Five Elch!

 Mit Elsa konnte ich unglaublich gut sprechen und wir fanden sehr viele Gemeinsamkeiten aus unseren Austauschjahr. Klar kann man mit allen Menschen über den Austausch sprechen, aber nur wenn man das Selbe durchlebt hat, kann nachvollziehen, wie man sich fühlt. Es hat einfach sehr gut getan, mal alles abzuladen. Sie hat mir auch gleich angeboten, dass ich sie immer anrufen könne, wenn ich ein Problem habe. Auch wenn es Zwei Uhr in der Nacht sei. Als ich ihr dann noch erzählte, dass ich es schwierig finde mit Freunden in der Schule und auch sonst einige Probleme habe, bekam ich sogar das Angebot, bei ihrer Familie einzuziehen. Das habe ich dann dankend abgelehnt. Aber wenn ich nicht so eine tolle Gastfamilie hätte, wer ich von der Idee sehr angetan. Mir ist wieder eingefallen, dass ich genau wegen solchen Menschen diesen Aufenthalt hier in Schweden mache.

Danach blieb ich noch einen Tag bei Sofia und nachdem wir uns Växjö angeschaut haben, fuhr ich dann nach Hause. Es waren sehr intensive Tage und ich war dann schon ziemlich froh, als ich endlich wieder in meinem eigenen Bett schlafen konnte. Doch am nächsten Morgen ging es schon wieder mit dem Zug Richtung Malmö, wo ich mit Aimée zum Einkaufen verabredet war. Nachdem wir nach zwei Stunden langsam hungrig wurden, suchten wir uns ein kleines Café im Shoppingcenter. Als wir eben an der Theke auf unser Essen warteten, kamen auf einmal meine Nachbaren um die Ecke. Was für ein Zufall, dass wir uns genau in Malmö trafen. Auf einmal brach Aimée neben mir zusammen und lag bewusstlos am Boden. Ich war richtig überfordert mit der Situation, weil ich so etwas noch nie erlebt habe. Zum Glück war meine Nachbarin da, die gleich reagierte und den Krankenwagen rief. Ich stand unglaublich unter Schock, fast noch mehr als Aimée. Ihr ging es danach erstaunlich gut, aber zur Kontrolle fuhren wir dann noch mit der Ambulanz ins Krankenhaus. Tja, nun haben wir auch ein schwedisches Krankenhaus erlebt, hätten jedoch auch gerne darauf verzichten können. Die Ärzte konnten uns auch nicht erklären, wieso dies passierte, aber lieber einmal zu viel abchecken als einmal zu wenig. Keine Angst, es geht ihr gut und ihre Gastmutter kam dann auch ziemlich schnell zu uns. 


Heute konnte ich ein bisschen verschnaufen, bevor es dann morgen zum Skifahren und zu Elsa geht.

13. Februar 2017

mehr Schnee!

Was für ein Tag für die Schweiz bei der Ski-WM in St. Moritz! Gold und Bronze in der Kombination. Auch wenn ich jetzt eigentlich die schwedischen Fahrer anfeuern müsste, gehört mein Herz doch immer noch der Schweiz. Zum Glück kann ich diese Rennen sogar hier schauen, jedoch mit schwedischen Kommentatoren. Ziemlich witzig, was die über uns Schweizer sagen.



Als würde das irgendwie einen Zusammenhang haben, hat es passend zum Auftakt der Skirennen in der Schweiz, hier angefangen zu schneien und nun haben wir stolze zehn Zentimeter Neuschnee. Schneeengel, Schneeballschlacht und langer Spaziergang im Wald wurden schon erledigt und jetzt fehlt nur noch das Skifahren, welches ich vielleicht in den Sportferien in einer Woche abhacken kann.

Wunderschön heute beim Joggen im Wald
Ansonsten renovieren wir fleissig am Häuschen, das meine Gastfamilie gekauft hat um es zu einem SPA umzubauen. Der absolute Traum von meiner Gastmutter. Das heisst, alles ausräumen, Wände einreisen, Holz zerschmettern und dann noch alles entsorgen. Es ist ziemlich cool, weil man einfach alles zerstören darf und man kann seine Aggressionen, die uns alle ja manchmal plagen, so richtig daran auslassen. Meine Gastmutter hat unglaublich viele tolle Ideen und wir müssen sie dann manchmal wieder auf den Boden zurück holen, da die manche schlicht nicht möglich sind. 


Dass meine Gasteltern dieses Haus jetzt auch noch gekauft haben, macht meiner Gastschwester einen Strich durch die Rechnung. Die versucht täglich ihre Eltern zu überzeugen, doch in die USA zu ziehen, nach Beverly Hills. Wie ihr lesen könnt ist also alles wie immer und ich versuche nicht im Alltagstrott hängen zu bleiben. Besonders wenn einfach alle in der Schweiz irgendwo in den Bergen am Ski fahren sind. In einer Woche sind jedoch auch bei uns Sportferien! Zuerst habe ich einen AFS-Event, wo wir einen Elchpark besuchen. Wie man sich den vorstellen soll weiss ich auch noch nicht, aber es klingt sehr schwedisch. Denn Rest planiere ich ein bisschen spontan.

Am Wochenende hatte mein Gastvater von der alten Gastfamilie Geburtstag und diesen feierten wir am "Midvinterton". Dies ist ein Festival mit Volksmusik. Klingt ziemlich speziell und das war es auch. Aber unglaublich spannend für mich. Wieder konnte ich eine Stück der schwedisch Kultur hinzufügen. Es traten ganz viele Band auf und neben traditionelle Liedern wurde auch Tango, Rock und Country gespielt.


Leider muss ich auch wieder schreiben, dass es einfach schwierig ist in der Schule. Ich habe zwar mein Grüppchen von Freunden, aber nicht in der Klasse. Dort versuche ich immer noch richtig Anschluss zu finden.  Es gibt super gute Tage, wo wir es wirklich gut haben und dann immer wieder solche Tage, wo ich praktisch ignoriert werde. Langsam muss ich es wohl aufgeben, denn ich kann sie ja auch nicht zwingen, sich mit mir abzugeben. Ich finde es irgendwie einfach nur schade, denn sie sind echt coole Leute.
In den letzten Wochen war es für mich durchgehend schwierig meinen Austausch positiv zu sehen. Ich fühlte mich ein bisschen verloren hier und würde gerne noch mal in den Herbst zurück gehen, wo alles noch so toll und neu war. Ich würde gerne einiges anders machen, aber das geht ja nicht oder? Deshalb versuche ich im Moment mich wieder zu finden und einfach nochmals alles zu geben. Wer hat schon diese Möglichkeit wie ich, ein Jahr hier zu sein und so viel Neues zu entdecken?

Kurzes Talk zu dritt
In diesen Zeiten hilft es mir immer, mit meinen Freunden zu skypen und ein bisschen an dem Schweizer Leben teilzunehmen. Egal ob es noch so unnötige Sachen sind, die wir uns erzählen, tut es einfach immer richtig gut und erinnert mich an meine tollen, einzigartigen Freunden. Auf meinen Handy-Notizen befinden sich bereits viele auf bestimmte Freunde bezogene To-do-Listen, die dann im Sommer alle abgearbeitet werden. Darauf freue ich mich jetzt schon und es ist irgendwie ein Licht am Ende des Tunnels für mich.